Rede vom Gründungsmitglied Hans-Joachim Voß anlässlich des 50jährigen Jubiläums des Schützenverein Hedeper von 1952 e.V.
Liebe Schützenschwestern, liebe Schützenbrüder!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Als einer der beiden noch heute hier anwesenden Mitbegründer des Schützenvereins freue ich mich mit Ihnen allen, dass der Verein heute sein 50 jähriges Bestehen feiern kann. Aus diesem Anlass wünsche ich ihm noch viele Jahre weiteren Bestand und eine gute Entwicklung für die Zukunft!
50 Jahre sind in der Geschichte der Schützen noch kein langer Zeitraum, denn sie geht bis in das 14., 15. und 16. Jahrhundert zurück. Damals bildeten sich besonders in den Städten freie Schützengesellschaften, die aber auch Pflichtschießübungen für die männlichen Bürger anordnen konnten und bei einer Gefahr zur Verteidigung ihrer Stadt eingesetzt wurden. Sie unterstanden oft kirchlichen Institutionen und so wurde ihr Schutzpatron der Heilige Sebastian. Ihre Organisation glich der Verfassung der Handwerkerzünfte und sie feierten regelmäßig jährlich nach Pfingsten ihr Schützenfest. Doch durch die in den nächsten Jahrhunderten aufgestellten Feldheere der europäischen und deutschen Staaten ging ihre Bedeutung als Verteidigungskraft zurück und beschränkte sich nun nur noch auf sportliche Schießübungen in Verbindung mit den Schützenfesten. Doch um die Zeit um 1850, als sich die Turnerverbände aller deutschen Länder zusammenschlossen, traten auch die Schützen dieser Entwicklung bei und verabredeten 1861 die Gründung des allgemeinen deutschen Schützenbundes. So sind dann in dieser Zeit bis cirka 1900 viele Vereine entstanden, die heute noch vorhanden sind.
Die beiden Weltkriege und die Jahre dazwischen brachten dann die Entwicklung der Vereine und das Vereinsleben sehr zurück. Viele Mitglieder kehrten aus den Kriegen nicht nach Hause zurück. So mußte man überall nach 1945 wieder fast neu beginnen.
Zunächst waren alle Waffen von den Engländern eingezogen oder vernichtet und jegliches Schießen verboten. Allerdings wurde das Schießen mit der Armbrust schnell wieder erlaubt, welches vom Schützenverein Wolfenbüttel bald wieder aufgenommen wurde. Alle Jagdbezirke waren von den Besatzungsmächten beschlagnahmt. Doch im Herbst 1950 wurde in Hedeper als Jagdbezirk die erste Treibjagd unter der Aufsicht eines englischen Majors, dem auch der Grenzschutz unterstand, wieder abgehalten. Er kam dann mit einigen seiner Kameraden und einem Auto voller Gewehre, die er an die hiesigen Jäger verteilte und am Abend wieder einsammelte. Doch war es für alle Beteiligten sicher ein besonderer Tag und diese freundliche Beziehung zu dem englischen Major ist noch einige Jahre bestehen geblieben; denn ab 1951 konnten die Grenzdörfer, so auch Hedeper, die Jagd wieder selbst verwalten. Es wurde nun auch mit besonderer Genehmigung der Besatzungsmacht das Schießen mit dem Luftgewehr gestattet. So lebten sofort alte Vereine wieder auf und veranstalteten Preisschießen mit Luftgewehr auf 10 m Entfernung, was von allen Schützen begrüßt wurde.
Der Schützenverein Achim war in der Umgebung der erste, Hornburg und Börßum die nächsten Vereine, die solche Preisschießen veranstalteten und an welchen aus Hedeper Hermann Grosche, Wilhelm Lochte, Willi Strümpel und Hermann Weihe mit Erfolg teilnahmen.
Diese vier Schießfreunde beschlossen, nun auch in Hedeper einen Verein zu gründen und für den Schießsport zu werben. So kaufte unserer Schützenbruder Wilhelm Lochte auf eigene Rechnung ein Luftgewehr mit dem dann eifrig geschossen wurde und das auch bei uns Zuschauern Interesse weckte.
So kam es dann am 14.01.1952 zur Gründung des Schießklubs Hedeper von 1952 durch die Herren Adolf Bötel, Wilhelm Schulze, Kurt Bötel, Heinrich Grosche, Horst Domke, Bernhard Michalik, Hans-Joachim Voß, Max Rietsler, Hermann Grosche, Wilhelm Lochte, Willi Strümpel und Hermann Weihe.
Sie gaben sich eine Satzung mit 13 Paragraphen, von denen der erste lautete:
1.) Aufgabe des Vereins ist die Förderung des Schießsports und die Pflege der Kameradschaft unter Ausschluss jeglicher politischer Betätigung. Dieser Zweck soll vornehmlich erreicht werden.
2.) Jeder unbescholtene Volksgenosse kann Mitglied werden. Über die Aufnahme entscheidet der Vorstand.
Doch wenn ich mich nun zurückerinnere, so ist neben der Freunde über den Geburtstag auch etwas Wehmut; da ja außer Horst Domke und mir keiner der Gründer mehr unter uns ist. Einige haben aus
unterschiedlichen Gründen den Verein verlassen und auch bei mir haben aus verschiedenen, oft beruflichen Gründen die Aktivität später abgenommen. Es reicht also nicht, einen Verein zu gründen und
mit guten Wünschen und Gedanken zu begleiten, sondern es ist viel schwieriger, ihn zu erhalten. Und hier möchte ich stellvertretend für alle, die auch in späteren Jahren zur Entwicklung des
Vereins besonders beigetragen haben, die Schützenbrüder Wilhelm Lochte, Wilhelm Schulze, Willi Strümpel und Gustav Wiedenbein nennen, die, jeder zu seiner Zeit und Willi Strümpel eigentlich
immer, bis er nicht mehr konnte, für den Verein gearbeitet und ihn mit Leben erfüllt haben.
Man muß wissen, daß 1952 das Leben in den Dörfern ein ganz anderes war, als es heute ist. Es ergab so gut wie kein Auto, Fernsehen war auch noch nicht in den Häusern und so suchte man schon nach ein wenig Abwechslung und Geselligkeit. Diese Dinge haben sicher den Gedanken der Vereinsgründung ebenso beeinflußt hat, wie die eigentliche Liebe zum Schießsport.
So trafen wir uns regelmäßig jeden Sonnabend Abend in jeder Woche im Vereinslokal Wilhelm Lochte, wo auch geschossen wurde. Im Sommer war unser Schießstand oben auf dem Saal und im Winter wurde, weil es oben zu kalt zum heizen war, gleich in der Gaststube geschossen. Das hatte den Vorteil, daß die anderen Gäste uns zu unserem Wettstreit anspornten und sich gleichermaßen an den Fahrkarten, den Fehlschüssen, erfreuen konnten. Denn wie auch sonst im Leben gehen eben viele Schüsse daneben. So lief das Schützenleben ganz locker dahin, weil sich auch Vorschriften in Grenzen hielten und der Spaß spielte eigentlich eine größere Rolle als der Sport.
Im Sommer 1953 richteten wir das erste große Schützenfest aus. Das Schützenzelt wurde aufpoliert und geschmückt und als Schießstand stellte Kurt Bötel seinen Schafstall zur Verfügung. Dort wurden 8 Schießbahnen eingerichtet und über das Wochenende zu den Wettkämpfen benutzt. Es waren viele benachbarte Schützenvereine hier zu Gast, was uns verpflichtete, in den kommenden Jahren auch dort mit Abordnungen teilzunehmen und unsere Leistungen im Sport zu messen.
In den kommenden Jahren nahm die Mitgliederzahl langsam zu, so daß wir 1959 43 Mitlgieder und 3 Jungschützen waren. Neben den festen Schießabenden wurde nun auch das Löffel- und Becherschießen in den Wintermonaten eingeführt. Sehr beliebt war auch das im Herbst veranstaltete Preisschießen, Schweineschießen. Wobei von den Startgeldern ein zerlegtes Schwein gekauft wurde, was vom Schinken bis zu den Ohren für viele Preise reichte.
Für die vielen Aktivitäten reichte nun unser einziges Gewehr nicht aus, doch dankenswerter Weise hat die Firma Meier aus Wolfenbüttel immer mit Waffen ausgeholfen, die wir später manchmal auch gekauft haben. Wir Vereinsmitglieder hatten lange den Wunsch nach einer Schützenfahne, was uns aber aus finanziellen Gründen unmöglich erschien. Doch wir haben dann 1957 aus eigenen Spenden eine Fahne, die zwischen 800 und 1000 DM kostete, gekauft. Bei unserem 5. Schützen – Geburtstagsfest 1957, das nach altem Brauch mit einem Umzug sogar mit Ehrendamen und einer Gewehrtruppe stattfand, in Anwesenheit von Bürgermeister Grosche und Pastor Burmester feierlich geweiht.
Da die Waffengesetze es wieder zuließen, wandte sich das Interesse von unserem beliebten Luftgewehr nun auch dem Kleinkaliber zu. So wurde 1959 ein Pachtvertrag mit Herrn Krebs für die Schießbahn am Zelt abgeschlossen und mit dem Ausbau begonnen; der dann in kleinen Schritten vollzogen und 1962 mit der Einweihung seinen Abschluss fand. Jetzt hatten die Schützen wieder mehr sportliche Möglichkeiten in verschiedenen Arten und machten auch Gebrauch davon.
Doch wenn ich in den alten Protokollen lese, dann treten im Vereinsleben so ende der sechziger Jahre auch mal gewisse Ermüdungserscheinungen auf. Die Schützenfeste konnten aus finanziellen Erwägungen nur noch gemeinsam mit den anderen dörflichen Vereinen gefeiert werden. Sicherlich, weil in dieser Zeit die Einwohnerzahlen abnahmen, aber auch andere Einflüsse der sich veränderten dörflichen Lebensverhältnissen zu dieser Entwicklung beitrugen.
Doch es hat neben den aktiven Schützen immer mehr Leute gegeben, wie ich schon anfangs erwähnte, die dem Verein neuen Schwung gaben. So wurden zu Beginn der siebziger Jahre zur Vereinspflege jährliche Kegelabende angeboten und auch abgehalten. Das Becher- und Löffelschießen wieder mehr in das Interesse gerückt, einige Vereinsplaketten, unter anderem auch von unseren ältesten Mitglied Adolf Bötel, waren gestiftet worden und konnten ausgeschossen werden. Besonders wurden die jungen Schützen und Kinder bei den Volksfesten betreut und interessiert.
So weit reichen erst einmal meine kurzen Erinnerungen. Die Schützen haben nun schon seit geraumer Zeit jüngere Vorstände, die unseren Verein gut geleitet und gefördert haben; wobei ich auch besonders an den vorbildlichen Ausbau des Schützenhauses und der Schießanlage, der überwiegend von Vereinsmitgliedern ausgeführt wurde, erinnnern.
Viele junge Leute und Kinder sind Mitglieder, so daß wir uns um den Bestand nicht zu fürchten brauchen; uns so danke ich auch unserem heutigen Vorsitzenden, daß er sich dieser Aufgabe stellt und wünsche ihm Glück und Erfolg bei seiner Arbeit.
Unserem Verein wünsche ich weiter gutes Gedeihen!
15.06.2002 Hans-Joachim Voß